Mittwoch, 8. Oktober 2008

ausgegraben


in den unergründlichen Tiefen meiner Nähmaschine fand ich dies hier ....
ein Nadelbuch, entstanden 1970/ 71, als ich im dritten Schuljahr war .....
damals hatten die Jungs noch Werken und die Mädchen Handarbeiten, obwohl mir damals Werken wesentlich lieber gewesen wäre ....
verschiedene Stickstiche auf Aidastoff, gegengefüttert mit Baumwollstoff, per Hand angenäht.

ich weiß noch gut ,wie ätzend ich das damals mit 9 Jahren fand ... besonders grauenhaft war für mich Stricken...ich wollte ja wohl alles, nur das nicht ..... und der erste Puppenschal ....... irgendwie und irgendwann war der fertig, kraus rechts und ca 5 x 12 cm klein...krumm und schief, hart und überhaupt merkwürdig, mit abgenagten Fransen, weil die blöden Dinger nicht gleich lang sein wollten..... und das ursprüngliche Weiß des Garn war eher flecktarn gemustert.... naja...

meine alte Handarbeitslehrerin treff ich manchmal beim Einkaufen, ich hatte bei ihr von der 3. bis zur 10. Klasse ... nie eine andere. Als ich in der Grundschule war, tingelte sie über die Dörfer, um den Mädchen Häkeln, Stricken, Sticken, Nähen , Stopfen und all sowas beizubringen, und als ich dann aufs Gymnasium kam, ging sie auch dorthin..... und ich war wieder mit Frau Beuse " behaftet ". Oh, hab ich die Dame manchmal verflucht ... sie war sehr pingelig und wir mußten immer exact und materialsparend arbeiten, alles wurde fertiggestellt und sie vergaß nichts...... nicht mal das gelbe umhäkelte Deckchen, das ich Ende der 8.Klasse halbfertig meinte an ihr vorbeimogeln zu können :o) .... kurz vor Ende der 10.Klasse war ich mit meinem Teil fertig, was es war weiß ich nicht mehr, was neues anzufangen lohnte nicht mehr ... und sie meinte zu mir : da kannst du ja jetzt gut das gelbe Deckchen von vor 2 Jahren fertigstellen ........ tja .....
heute sag ich : sie hat recht gehabt und wir haben wirklich viel bei ihr gelernt .... wir haben immer sinnvolle Dinge gemacht, mit denen man tatsächlich was anfangen konnte. Teilweise wirklich schwierige Sachen mit der Nähmaschine und vieles davon gibt es immer noch .... was mir am meisten Spaß gemacht hat, war ein Norwegerpullover mit rundgestrickter Musterpasse in 7 Farben im 8. Schuljahr, Muster selbst ausgesucht und es mußten auch keine 7 Farben sein, 3 war Bedingung ..... das war eine echte Herausforderung und dadurch bin ich dann auch ans Stricken gekommen ( Socken allerdings folgten erst Jahrzehnte später,
das erste Paar in der Schule hat dankenswerterweise damals meine Mutter beendet, sonst hab ich sie aber kaum handarbeiten sehen, sie ist nämlich Schneiderin)

Eigentlich schade, dass heute auf dem Gymnasium keine Zeit mehr ist für sowas ... Werken und Textil finden höchstens noch in der Grundschule statt und auch da wird nichts "Gescheites " hergestellt ... selbst der damals obligatorische Topflappen für Mama zu Weinachten ist wohl zu arbeitsintensiv für die oft sehr jungen Lehrerinnen ... oder sie können es selbst nicht mal ...... allerdings meineTochter hatte gewissermaßen Glück und zwei schon etwas ältere Lehrerinnen in der Grundschule ... die haben den Kindern Häkeln und Kreuzstich beigebracht ....

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Lisabeth, in meinem Nähkasten liegt auch dieses nette Nadelkissen aus meinen Handarbeitszeiten in der Grundschule und ich habe dieses Fach alles andere als geliebt. Meine Lehrerin würde nie glauben, dass ich heute so begeistert stricke.
LG, Catrin.

Anonym hat gesagt…

Huhu Lisabeth,

*ggg* auch ich habe in der Grundschule in diesem Fach so ein Nadelkissen gearbeitet - leider fiel es nach dem Tod meines Vaters der Aufräumwut meines Bruders zum Opfer und landete im Müll o((((!

Retten konnte ich nur - halte Dich fest - zwei von mir gestickte!!!!! Deckchen, mit denen ich meine Handarbeitslehrerin Frl. Klietsch (die Betonung liegt auf Frl.!, weil schon älter) und meine Oma bis an den Rande der Verzweiflung trieb!!!!
Dörte wollte einfach den Kreuzstich nicht kapieren!

Diese Deckchen liegen heute bei mir in der Küche und werden von mir mit Argusaugen bewacht, hab ich doch darin Blut, Schweiß und Tränen verarbeitet!

Weißt Du nun, warum ich nicht sticke und Deine Stickarbeit umso mehr zu schätzen weiß?!

Kristin hat im Handarbeitsunterricht vor ein paar Jahren eine Schlange gehäkelt - wobei ich sagen muß, das sie werktechnisch begabter ist! - und in der 5. Klasse auf dem Gymnasium eine kleine Maus und eine kleine Robbe aus Filz mit der Hand genäht Auch hier hat sie nach einem Halbschuljahr begeistert zum Werkunterricht gewechselt!

Ich glaube, wenn meine alte Handarbeitslehrerin und meine Oma mich heute stricktechnisch erleben könnten, wäre es ihnen eine helle Freude!


Lieben Gruß an Dich
das Ottili Dörte

Martina hat gesagt…

Liebe Lisabeth,

ich glaube dieses Teil hat fast jeder von uns irgendwo rumliegen ;-).
Meine Kinder gehen alle 3 auf die Waldorfschule und da werden tatsächlilch noch Handarbeiten gemacht die sinnvoll sind, und zwar Mädchen und Buben immer zusammen, bis zum bitteren Ende in der 8. Klasse.
Bis dahin habe sie häkeln, stricken und sticken gelernt. Socken gestrickt, Hausschuhe gestickt und zum Schluß wird sogar noch ein Schlafanzug genäht *gg*. Sehr zum Ärger der Schüler.
Aber ich muß sagen es schadet nicht wenn man das mal alles gelernt hat. Ich wäre ja auch fast Handarbeits-Lehrerin geworden ;-).

Lieben Gruß
Martina

Brigitte hat gesagt…

ohja, so ein nadelkissen kommt mir bekannt vor *grins* das mussten wir damals auch schon sticken, aber das war noch vor deiner zeit. es existiert aber nicht mehr, bei diversen umzügen ist einiges in den müll gewandert.
auch für mich waren in der schulzeit handarbeiten ein graus. stricken, häkeln, sticken - puh, was ein graus. meine mam ist damals fast verzweifelt. und heute?.. heute könnte ich rund um die uhr stricken. so ändern sich die zeiten, gell?
grüßle und ein schönes wochenende
von brigitte

Anonym hat gesagt…

Hallo Lisabeth,
ein ähnliches Nadelbuch existiert bei mir auch noch und leistet immer noch gute Dienste. Meines wurde auch in der dritten Klasse fabriziert, allerdings schon 1956.
Liebe Grüße
Waltraud

Wollkistchen hat gesagt…

Hallo Lisabeth,
so ein Teil habe ich auch lange noch gehabt. Bis es dann mal in einem überfluteten Keller unterging. Zusammen mit meinem Handarbeitskorb, weißt Du noch, diese Körbe mit dem Stoff oben drauf zum Zusammenziehen, die wir für unsere Handarbeitsutensilien hatten?
Viele Jahre später habe ich mir mal wieder so einen Korb gekauft, vielleicht sollte ich den mal bloggen?
Es tut mir immer noch leid, dass ich die Nadelmappe nicht mehr habe.
Liebe Grüße
Kristin